Biodiversität

Heckenpflege

Im Winter haben wir den Auftrag bekommen, einige Hecken in der Ebene zu pflegen.

Unsere Mitarbeiter schneiden Weiden mit einer bestimmten Methode, damit sie künftig schöne grosse Kopfweiden werden. Die Kopfweiden sind wertvolle Bäume, welche eine grosse Vielfalt an Lebewesen behebergen können: Pilze, Insekten, Vögel, Fledermäuse, …).

Sie räumen die Äste und bilden Haufen: die Vegetation bleibt magerer und die Haufen sind gute Verstecke für Kleintiere (Igel, Wiesel, Erdkröte, …).

Die Schafe beweiden die Hecke und die Grasstreifen. Sie fressen das Altgras, was Licht für die Blumen und Orchideen bedeutet. Ihre sanfte Weise ist schonender für die Eidechsen, Igel und Heuschrecken, welche nicht vermäht werden!


Zustand der Vogelwelt: traurige Zahlen und Zeichen der Hoffnung

Die neue Auflage der wissenschaftlichen Studie “State of the World’s Birds 2022” von Birdlife International zeichnet ein trauriges Bild: die Zahl der Vögel geht weltweit stark und rapide zurück. Birdlife Schweiz hat die Studie zusammengefasst.

Die Vögel sind eine sehr gut untersuchte Tierart und liefern wertvolle Hinweise zum Stand der Biodiversität. Weltweit sind 12% der Vogelarten auf der globalen Roten Liste. In der Schweiz ist die Situation noch dramatischer: 40% der Brutvogel-Arten der Schweiz stehen auf der schweizerischen Roten Liste!

Es besteht dringender Handlungsbedarf, um gegen das Artensteben anzukämpfen. Die Studie zeigt: mit wirksamen Massnahmen können Arten gerettet werden und die Natur kann sich erholen. Eine der dringendsten Massnamen laut Birdlife Schweiz ist

“die Sicherung der wichtigsten Flächen, die es für die Erhaltung der Biodiversität und der Vögel braucht. In der Schweiz ist es zentral, rasch eine funktionierende Ökologische Infrastruktur aufzubauen: ein landesweiter Verbund von wertvollen Flächen, auf welchen die Biodiversität wirksam geschützt und gefördert wird.“

Faunus leistet einen wichtigen Beitrag Im Kampf Gegen das Vogelsterben

Faunus pflegt die Landschaft durch extensive Beweidung statt Maschinen

Laut der Studie von Birdlife International ist die Ausdehnung und Intensivierung der Landwirtschaft die grösste Bedrohung für die Vögel der Welt. In Europa wurden die grössten Vogelverluste bei den Kulturlandarten beobachtet. Die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft führt zu immensen Einbussen in den Vogelbeständen, sowohl durch direkte Verluste an adulten Vögeln, Kükken und Eiern, und indirekt, durch die Verminderung der Pflanzenvielfalt und Dezimierung der Insekten.

Die Schafe von Faunus beweiden Flächen wie zum Beispiel der Putiergraben, ein naturnah gestalteter schmaler Kanalstreifen zwischen Turtmann und Susten (VS). Extensive Beweidung statt Mulchen erhält wichtige Rückzugsflächen für Insekten und Kleintiere. Das kommt auch Vögeln zugute.

Der Wiedehopf profitiert von den beweideten Böschungen und Pisten entlang des Putiergrabens, wo er ein grosses Angebot an passender Nahrung findet. (Bild: Christian Keim)

Faunus erhält wertvolle Grünflächen

Weltweit wird viel Grünland zu Ackerland umgewandelt, um den enormen Bedarf an Futtermitteln für Nutztiere zu decken. So verlieren riesige Flächen an Wert für die Biodiversität.

Faunus setzt alte ProSpeciaRara Schaf- und Ziegenrassen ein, welche kein Kraftfutter benötigen und auch auf mageren Weiden gut zurechtkommen. So kann Faunus auch schwierige Standorte bewirtschaften und somit wertvolle Grünlandflächen erhalten.

An Standorten wo Vögel wie der Neuntöter gefördert werden sollen, trifft Faunus ergänzende Massnahmen, um zu verhindern, dass unsere Ziegen Dorngebüschgruppen wegfressen.

Der Neuntöter liebt unsere extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden, wo zahlreiche Insekten zu finden sind. (Bild: Christian Keim)

Faunus arbeitet umwelt- und ressourcenschonend

Der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft ist eine weitere Ursache für das Vogelsterben.

Die Tiere, die für Faunus im Einsatz sind werden gemäss den Prinzipien und Vorgaben des Schweizer Biolandbaus gehalten. Ausserdem bekämpft Faunus invasive Neophyten. Unsere MitarbeiterInnen verrichten diese Arbeit von Hand. Wir setzen keine Chemikalien ein.

Das Schwarzkehlchen ist auf vielen Flächen, wo Faunus Neophyten bekämpft anzutreffen. Um seine Jungen aufzuziegen, muss es sehr viele Insekten jagen. (Bild: Christian Keim)

Mehr zum Thema:

  • BirdLife International (2022) State of the World’s Birds 2022: Insights and solutions for the biodiversity crisis. Cambridge, UK: BirdLife International

Titelbild: Graureiher im Kanal (Christian Keim)

Engadinerschafe erhalten den Artenreichtum unserer Alpen

Verbuschung bedroht den Artenreichtum in unseren Alpen. Besonders die Grünerle (Alnus viridis) überwächst zunehmend schöne, traditionelle Alpweiden.

Eine neue Studie von Agroscope und ETH zeigt aber, dass robuste, traditionnelle Schaf- und Ziegenrassen die Verbuschung erfolgreich bekämpfen können. Die ForscherInnen haben das Fressverhalten von Rindern, Engadinerschafen und Ziegen studiert und gemessen, wie stark diese die Sträucher schädigen.

Die Rinder waren dabei am wenigsten erfolgreich. Sie frassen zwar die Blätter der Grünerle aber drangen nicht weit genug ins Gebüsch ein. Ausserdem schälten sie, im Gegensatz zu den Ziegen, die Rinde der Sträucher nicht ab. Dies ist aber für die lanfristige Eindämmung der Verbuschung nötig. Die Engadinerschafe zeigten eine besondere Vorliebe für die Rinde der Grünerle und schädigten diese Sträucher sogar deutlich stärker als es die Ziegen taten.

Engadinerschafe von Faunus bei der Bekämpfung der Grünerle im Turtmanntal (Juli 2018)

Diese Studie von Agroscope und ETH bestätigt, dass sich robuste Schafe und Ziegen zur Landschaftspflege auf verbuschten Alpweiden eignen.

Diese Erkenntnis deckt sich mit den praktischen Erfahrungen von Faunus: In den Jahren 2018 und 2019 haben unsere Tiere Grünerlengebüsch im Turtmanntal erfolgreich und nachhaltig zurückgedrängt und damit Lebensraum für wertvolle Pflanzen und Tiere wiedergewonnen.

Mehr zum Thema:

  • Pauler, C. M., Zehnder, T., Staudinger, M., Lüscher, A., Kreuzer, M., Berard, J. & Schneider, M. K. (2022). Thinning the thickets: Foraging of hardy cattle, sheep and goats in green alder shrubs. Journal of Applied Ecology, 00, 1–12. https://doi.org/10.1111/1365-2664.14156

Zielartenförderung im lichten Wald

Im Zusammenhang mit dem Konzept Artenförderung Schweiz, hat InfoSpecies im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Waldbiodiversität des Schweizerischen Forstvereins im Oktober 2020 einen Aktionsplan zur Zielartenförderung im lichten Wald erarbeitet.

Lichte Wälder befinden sich eher auf trockenen Standorten und bieten Lebensraum für eine grosse Anzahl an licht- und wärmeliebenden Arten, vor allem für viele Tagfalter, Flechten, Käfer, Blütenpflanzen und Vögel (Avinews, Dezember 2021). Sie alle profitieren vom lichten Kronenschluss und den dadurch entstehenden mikroklimatischen Bedingungen.

Aus verschiedenen Gründen, in erster Linie durch die Unternutzung (Verbot der Beweidung im Wald, traditionelle Nutzung) oder Übergang zur Hochwaldbewirtschaftung, sind lichte Waldstrukturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts selten geworden. Damit haben sich auch die Lebensbedingungen für licht- und wärmeliebenden Arten verschlechtert.

Heute bedürfe lichte Wälder in der Regel einer spezifischen Pflege und/oder Nutzung. Der Aktionsplan koppelt die Arten- und Lebensraumförderung und beschreibt für lichten Wald geeignete Waldgesellschaften, inklusive Bewirtschaftungsgrundsätze, die auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt sind.

Faunus fördert die Erhaltung und Aufwertung von lichten Wäldern. Im Pfynwald, zum Beispiel, reduzieren wir die Strauchdichte, lichten die bodennahe Vegetation auf und fördern strukturreiche Flächen durch Beweidung mit Ziegen und Schafen. Zusätzliche, individuell auf den Ort und die Ziele abgestimmte Massnahmen, wie Ringeln, steuern die gewünschte Baumartenmischung und tragen zur Bekämpfung von Neophyten (z.B. die Robinie) bei, die die Biodiversität gefährden. Solche Massnahmen kommen unter anderem der kleinen Kronwicke (Coronilla minima) zugute, einer national prioritären Art, welche schweizweit nur im Mittelwallis vorkommt.

Ausgelichteter und beweideter Föhrenwald: die seltene kleine Kronwicke (gelb) ist in Vollblüte, weitere lichtbedürftige Pflanzenarten breiten sich aus und offene sonnige Bodenstellen laden viele Insektenarten ein.

Entbuschung schützt den bedrohten Leinkraut-Scheckenfalter

Durch Schafweide und Entbuschungsmassnahmen trägt Faunus zum Erhalt wertvoller Trockenwiesen- und weiden bei. Zum Beispiel im Riedboden, in der Gemeinde Zeneggen (Vispertal).

Während unsere Schafe das Altgras reduzieren, ringeln MitarbeiterInnen von Faunus Bäume, um sie zum Absterben zu bringen. So bekommen seltene lichtbedürftige Pflanzenarten mehr Licht, was ihr Wachstum fördert.

Eine dieser Pflanzen ist das italienische Leinkraut (Linaria angustissima). Ihm kommt eine besondere Bedeutung zu im Schutz des Leinkraut-Scheckenfalters (Melitaea deione berisalii), der sehr selten ist und als Unterart wahrscheinlich weltweit ausschliesslich in der Schweiz vorkommt [1]. Die Raupe des Schmetterlings ernährt sich nur vom Italienischen Leinkraut. Die letzten Bestände des schönen Falters sind stark bedroht, weil die Raupen kaum noch Nahrung finden.

Faunus hat im Frühling 2021 im Riedboden Setzlinge des Italienischen Leinkrauts gepflanzt. Entbuschungsmassnahmen und Bodenbearbeitung erhalten die Bedingungen für deren Wachsum und tragen so zur Förderung des Leinkraut-Scheckenfalters bei.

Andernorts haben Projekte zur Förderung des Leinkrauts (ProNatura, valeco) bereits positive Wirkung gezeigt.

[1] Litman J, Chittaro Y, Birrer S, Praz C, Wermeille E, et al. (2018) A DNA barcode reference library for Swiss butterflies and forester moths as a tool for species identification, systematics and conservation. PLOS ONE 13(12): e0208639. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0208639

Besuch der OMS Brig

Am 24. Juni hatte unser Verein die Freude, Schüler und Schülerinnen der OMS Brig zu begrüssen, um den Jugendlichen im Rahmen ihres “Naturtags” unsere Arbeit zu zeigen. Dazu empfingen wir die Schüler im Pfynwald direkt nach Susten. An verschiedenen Posten erhielten die Jugendlichen einen Einblick in unsere Arbeit und konnten direkt anpacken. Neophyten-Bekämpfung, Pflege von Waldflächen oder Waldwiesen, ein Trassee im Wald anlegen, um danach einen Zaun für unsere Tiere aufstellen zu können oder kleine Holzarbeiten rund um die Robinie waren Aufgaben, welche die Schüler/innen mit viel Eifer ausführen durften. Dazu gab es etwas Theorie rund um den Naturschutz und die Landschaftspflege, damit den Jugendlichen die Wichtigkeit unserer Arbeit verständlich wird. Abgerundet wurde das Tagesprogramm mit einem flotten Mittags-Brunch auf einer lichten Waldfläche im Pfynwald, der so viele schöne Plätze und schützenswerte Orte für uns alle bereit hält.

Herzlichen dank an alle Schüler/innen und dem Lehrpersonal für euren Besuch bei uns.

Marc Wyer (rechts) begrüsst die Schüler/innen und führt sie in die Arbeit vom Förderverein Faunus ein. Yasin Rajabi (links) ist der Mann, der sich mit Marc zusammen um die Tagesplanung kümmert und alle Tätigkeiten koordiniert und ausführt.

Marc Wyer (rechts) begrüsst die Schüler/innen und führt sie in die Arbeit vom Förderverein Faunus ein. Yasin Rajabi (links) ist der Mann, der sich mit Marc zusammen um die Tagesplanung kümmert und alle Tätigkeiten koordiniert und ausführt.

Verstehen geht am besten, wenn man selber anpackt und vor Ort die Thematik greifbar macht.

Verstehen geht am besten, wenn man selber anpackt und vor Ort die Thematik greifbar macht.

Die Jugendlichen zusammen mit unseren Arbeitern aus dem Flüchtlingsheim. Wir vermitteln nicht nur zwischen Mensch und Natur sondern auch zwischen Kulturen.

Die Jugendlichen zusammen mit unseren Arbeitern aus dem Flüchtlingsheim. Wir vermitteln nicht nur zwischen Mensch und Natur sondern auch zwischen Kulturen.

Eine Schülerin “ringelt” eine Föhre, womit der Baum abstirbt und Platz für neue Pflanzen schafft.

Eine Schülerin “ringelt” eine Föhre, womit der Baum abstirbt und Platz für neue Pflanzen schafft.

Kopfweidenpflege

Ende April/Anfangs Mai 2021 durften wir zwischen Visp und Raron Kopfweiden pflegen. Es galt, auf verschiedenen Flächen, die zwischen 200m und 450m lang und jeweils 20m breit sind, Kopfweiden zu pflegen und Pioniergehölze (Pappeln/Birken) zu schneiden, um anderen Pflanzen Platz zu schaffen, wie z.B. der Reifweide (salix daphnoides) oder auch “Daphné” gennant. Diese Flächen gelten als Ersatzmassnahmen für den Bau der Bundesstrasse A9.

vorher…

vorher…

nachher

nachher

Reifweide oder auch “Daphné” gennant.

Reifweide oder auch “Daphné” gennant.

Holzarbeiten im Winter

Im Februar 2021 waren wir oberhalb der Talstrasse von Visp Richtung Stalden auf alten Rebbau-Flächen am holzen. Diese Flächen sind zu steil und zu steinig um als Ersatzmassnahme unsere Tiere rein zu schicken. Die Tiere könnten Steine los treten und dadurch Wanderweg und die direkt darunter liegende Bundesstrasse gefährden. Auf diesen Flächen wächst der Walliser Lotwurz (Onosma pseudoarenaria subsp.helvetica).