Engadinerschafe erhalten den Artenreichtum unserer Alpen

Verbuschung bedroht den Artenreichtum in unseren Alpen. Besonders die Grünerle (Alnus viridis) überwächst zunehmend schöne, traditionelle Alpweiden.

Eine neue Studie von Agroscope und ETH zeigt aber, dass robuste, traditionnelle Schaf- und Ziegenrassen die Verbuschung erfolgreich bekämpfen können. Die ForscherInnen haben das Fressverhalten von Rindern, Engadinerschafen und Ziegen studiert und gemessen, wie stark diese die Sträucher schädigen.

Die Rinder waren dabei am wenigsten erfolgreich. Sie frassen zwar die Blätter der Grünerle aber drangen nicht weit genug ins Gebüsch ein. Ausserdem schälten sie, im Gegensatz zu den Ziegen, die Rinde der Sträucher nicht ab. Dies ist aber für die lanfristige Eindämmung der Verbuschung nötig. Die Engadinerschafe zeigten eine besondere Vorliebe für die Rinde der Grünerle und schädigten diese Sträucher sogar deutlich stärker als es die Ziegen taten.

Engadinerschafe von Faunus bei der Bekämpfung der Grünerle im Turtmanntal (Juli 2018)

Diese Studie von Agroscope und ETH bestätigt, dass sich robuste Schafe und Ziegen zur Landschaftspflege auf verbuschten Alpweiden eignen.

Diese Erkenntnis deckt sich mit den praktischen Erfahrungen von Faunus: In den Jahren 2018 und 2019 haben unsere Tiere Grünerlengebüsch im Turtmanntal erfolgreich und nachhaltig zurückgedrängt und damit Lebensraum für wertvolle Pflanzen und Tiere wiedergewonnen.

Mehr zum Thema:

  • Pauler, C. M., Zehnder, T., Staudinger, M., Lüscher, A., Kreuzer, M., Berard, J. & Schneider, M. K. (2022). Thinning the thickets: Foraging of hardy cattle, sheep and goats in green alder shrubs. Journal of Applied Ecology, 00, 1–12. https://doi.org/10.1111/1365-2664.14156

Im April...

…im April, macht das Wetter, was es will.

Glücklicherweise kommen die widerstandsfähigen, traditonellen Ziegen- und Schafrassen von Faunus auch mit Schnee gut zurecht.

Die Schafe schaufeln den Schnee vom Altgras und verwerten die Rohfaser ohne Probleme. Dadurch schaffen sie reichere Vegetationsstrukturen, die im Sommer zum Beispiel seltenen Heuschrecken zugute kommen. Die Böcke knabbern derweil an den Föhren und Sträuchern und tragen so zur Eindämmung von Pioniergehölzen bei, welche sonst die wertvollen Steppenflächen reduzieren würden.

Ziegenböcke und Widder von Faunus weiden im Rottensand, im April 2022.

Bereits am Tag darauf genossen unsere Tiere wieder die warme Frühlingssonne.

Zielartenförderung im lichten Wald

Im Zusammenhang mit dem Konzept Artenförderung Schweiz, hat InfoSpecies im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Waldbiodiversität des Schweizerischen Forstvereins im Oktober 2020 einen Aktionsplan zur Zielartenförderung im lichten Wald erarbeitet.

Lichte Wälder befinden sich eher auf trockenen Standorten und bieten Lebensraum für eine grosse Anzahl an licht- und wärmeliebenden Arten, vor allem für viele Tagfalter, Flechten, Käfer, Blütenpflanzen und Vögel (Avinews, Dezember 2021). Sie alle profitieren vom lichten Kronenschluss und den dadurch entstehenden mikroklimatischen Bedingungen.

Aus verschiedenen Gründen, in erster Linie durch die Unternutzung (Verbot der Beweidung im Wald, traditionelle Nutzung) oder Übergang zur Hochwaldbewirtschaftung, sind lichte Waldstrukturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts selten geworden. Damit haben sich auch die Lebensbedingungen für licht- und wärmeliebenden Arten verschlechtert.

Heute bedürfe lichte Wälder in der Regel einer spezifischen Pflege und/oder Nutzung. Der Aktionsplan koppelt die Arten- und Lebensraumförderung und beschreibt für lichten Wald geeignete Waldgesellschaften, inklusive Bewirtschaftungsgrundsätze, die auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt sind.

Faunus fördert die Erhaltung und Aufwertung von lichten Wäldern. Im Pfynwald, zum Beispiel, reduzieren wir die Strauchdichte, lichten die bodennahe Vegetation auf und fördern strukturreiche Flächen durch Beweidung mit Ziegen und Schafen. Zusätzliche, individuell auf den Ort und die Ziele abgestimmte Massnahmen, wie Ringeln, steuern die gewünschte Baumartenmischung und tragen zur Bekämpfung von Neophyten (z.B. die Robinie) bei, die die Biodiversität gefährden. Solche Massnahmen kommen unter anderem der kleinen Kronwicke (Coronilla minima) zugute, einer national prioritären Art, welche schweizweit nur im Mittelwallis vorkommt.

Ausgelichteter und beweideter Föhrenwald: die seltene kleine Kronwicke (gelb) ist in Vollblüte, weitere lichtbedürftige Pflanzenarten breiten sich aus und offene sonnige Bodenstellen laden viele Insektenarten ein.

Herbst im Rottensand

Die Tage werden kürzer und die Nächte kälter. Aber das stört unsere Ziegen nicht. Die alten, robusten Rassen sind an dieses Klima angepasst und kommen gut mit Kälte klar. Sie finden auch im Herbst genug Föhrenjungwuchs und Dickicht zu knabbern. Einzig wenns dann wirklich schneit, gehts ab in den Stall.

Entbuschung schützt den bedrohten Leinkraut-Scheckenfalter

Durch Schafweide und Entbuschungsmassnahmen trägt Faunus zum Erhalt wertvoller Trockenwiesen- und weiden bei. Zum Beispiel im Riedboden, in der Gemeinde Zeneggen (Vispertal).

Während unsere Schafe das Altgras reduzieren, ringeln MitarbeiterInnen von Faunus Bäume, um sie zum Absterben zu bringen. So bekommen seltene lichtbedürftige Pflanzenarten mehr Licht, was ihr Wachstum fördert.

Eine dieser Pflanzen ist das italienische Leinkraut (Linaria angustissima). Ihm kommt eine besondere Bedeutung zu im Schutz des Leinkraut-Scheckenfalters (Melitaea deione berisalii), der sehr selten ist und als Unterart wahrscheinlich weltweit ausschliesslich in der Schweiz vorkommt [1]. Die Raupe des Schmetterlings ernährt sich nur vom Italienischen Leinkraut. Die letzten Bestände des schönen Falters sind stark bedroht, weil die Raupen kaum noch Nahrung finden.

Faunus hat im Frühling 2021 im Riedboden Setzlinge des Italienischen Leinkrauts gepflanzt. Entbuschungsmassnahmen und Bodenbearbeitung erhalten die Bedingungen für deren Wachsum und tragen so zur Förderung des Leinkraut-Scheckenfalters bei.

Andernorts haben Projekte zur Förderung des Leinkrauts (ProNatura, valeco) bereits positive Wirkung gezeigt.

[1] Litman J, Chittaro Y, Birrer S, Praz C, Wermeille E, et al. (2018) A DNA barcode reference library for Swiss butterflies and forester moths as a tool for species identification, systematics and conservation. PLOS ONE 13(12): e0208639. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0208639

Faunus am Püru-Märt Turtmann

Vor Kurzem fand der geschichtsträchtige Püru-Märt Cultura in Turtmann statt und Faunus war mit dabei.

Sieben unserer Geissen und Schafe, graue Bergziegen (Capra grigia), Walliser Landschafe und Skudden (ProSpecieRara Rassen) haben uns begleitet und gleich vorgemacht, wie sie die Verbuschung und Verwaldung von Wiesen bekämpfen und damit zum Erhalt wertvoller Kulturlandschaften beitragen.

Wollschweine im Einsatz für den Naturschutz

Wie bereits berichtet sind seit Juni zwei Wollschweine (eine ProSpecieRara Rasse) mit Faunus im Einsatz für den Naturschutz und die Landschaftspflege. In der Zwischenzeit haben wir Schwein(chen) gehabt: sieben Ferkel um genau zu sein!

 Wollschweine sind robuste und gutmütige Tiere. Sie sind äusserst geländegängig und werden besonders in feuchten Gebieten eingesetzt, die für Ziegen weniger geeignet sind. Sie tragen durch ihre Wühltätigkeit zur Schaffung von Pionierflächen bei und fördern konkurrenzschwache, regenerationsfreudige Pflanzen.

Sondereinsatz um das aufrechte Traubenkraut

Am 12. & 13. August 2021 war Faunus, im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Wallis, für die Bekämpfung des aufrechten Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) im Einsatz.

Die meldepflichtige Pflanze ist ein invasiver Neophyt, der die Biodiversität bedroht. Die Art gefährdet ausserdem die menschliche Gesundheit. Die Blüten der Ambrosia setzen eine enorme Menge an Pollen frei, die zu starken allergischen Reaktionen führen können.

In Varen wurde auf mehreren Parzellen eine sehr grosse Population dieser Pflanze entdeckt. Mit Mundschutz, Brillen und Schutzanzügen ausgerüstet hat Faunus die Ambrosia auf besagter Fläche bekämpft.

Aufgrund der vielen Pflanzen und des wahrscheinlichen Samendepots im Boden ist die Fläche in den nächsten Jahren zu beobachten und regelmässige Folgebekämpfungen durchzuführen.

Das aufrechte Traubenkraut wurde mit Sonnenblumenkernen und Vogelfutter unabsichtlich aus Nordamerika eingeführt.
Die Ausbreitung der Ambrosia wird durch menschliche Aktivitäten, durch landwirtschaftliche Sommerkulturen (z.B. Sonnenblume) und durch unreines Vogelfutter begünstigt.

Bestimmungshilfe ‘Ambrosia’ (neophyt.ch)

Ambrosia Artemisiifolia oder aufrechtes Traubenkraut

Ambrosia Artemisiifolia oder aufrechtes Traubenkraut

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unsere Mannschaft…

unsere Mannschaft…

…bei der Arbeit

…bei der Arbeit

Besuch der OMS Brig

Am 24. Juni hatte unser Verein die Freude, Schüler und Schülerinnen der OMS Brig zu begrüssen, um den Jugendlichen im Rahmen ihres “Naturtags” unsere Arbeit zu zeigen. Dazu empfingen wir die Schüler im Pfynwald direkt nach Susten. An verschiedenen Posten erhielten die Jugendlichen einen Einblick in unsere Arbeit und konnten direkt anpacken. Neophyten-Bekämpfung, Pflege von Waldflächen oder Waldwiesen, ein Trassee im Wald anlegen, um danach einen Zaun für unsere Tiere aufstellen zu können oder kleine Holzarbeiten rund um die Robinie waren Aufgaben, welche die Schüler/innen mit viel Eifer ausführen durften. Dazu gab es etwas Theorie rund um den Naturschutz und die Landschaftspflege, damit den Jugendlichen die Wichtigkeit unserer Arbeit verständlich wird. Abgerundet wurde das Tagesprogramm mit einem flotten Mittags-Brunch auf einer lichten Waldfläche im Pfynwald, der so viele schöne Plätze und schützenswerte Orte für uns alle bereit hält.

Herzlichen dank an alle Schüler/innen und dem Lehrpersonal für euren Besuch bei uns.

Marc Wyer (rechts) begrüsst die Schüler/innen und führt sie in die Arbeit vom Förderverein Faunus ein. Yasin Rajabi (links) ist der Mann, der sich mit Marc zusammen um die Tagesplanung kümmert und alle Tätigkeiten koordiniert und ausführt.

Marc Wyer (rechts) begrüsst die Schüler/innen und führt sie in die Arbeit vom Förderverein Faunus ein. Yasin Rajabi (links) ist der Mann, der sich mit Marc zusammen um die Tagesplanung kümmert und alle Tätigkeiten koordiniert und ausführt.

Verstehen geht am besten, wenn man selber anpackt und vor Ort die Thematik greifbar macht.

Verstehen geht am besten, wenn man selber anpackt und vor Ort die Thematik greifbar macht.

Die Jugendlichen zusammen mit unseren Arbeitern aus dem Flüchtlingsheim. Wir vermitteln nicht nur zwischen Mensch und Natur sondern auch zwischen Kulturen.

Die Jugendlichen zusammen mit unseren Arbeitern aus dem Flüchtlingsheim. Wir vermitteln nicht nur zwischen Mensch und Natur sondern auch zwischen Kulturen.

Eine Schülerin “ringelt” eine Föhre, womit der Baum abstirbt und Platz für neue Pflanzen schafft.

Eine Schülerin “ringelt” eine Föhre, womit der Baum abstirbt und Platz für neue Pflanzen schafft.